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Die Revolution der generativen KI-Musik: Chancen und Herausforderungen

Generative KI zur automatisierten Musikerstellung: Diese Technologie bietet Chancen wie kreative Vielfalt, Personalisierung und therapeutische Anwendungen. Gleichzeitig stellt sie Herausforderungen in Bezug auf Urheberrecht, Qualitätskontrolle und ethische Fragen. Oliver Kruse, Strategy Manager bei der GEMA, hat sich diesem Thema angenommen und liefert in diesem Blog-Artikel Einblicke in diesen Bereich.

Veröffentlicht am
August 13, 2024
Autor*in
Oliver Kruse
Manager Strategy bei GEMA

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Die Revolution der generativen KI-Musik: Chancen und Herausforderungen

Die Musikindustrie befindet sich aktuell inmitten einer revolutionären Veränderung durch die Einführung generativer KI-Technologien. Diese Technologien, die es Maschinen ermöglichen, Musik zu komponieren und zu produzieren, haben das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Musik kreieren und konsumieren, grundlegend zu verändern. Noch nie stand eine neuartige Technologie so vielen Menschen in so einfacher Art und Weise zur Verfügung wie heute.

Jede Person, egal wo auf der Welt, die Zugang zu einem Computer oder Smartphone mit Internet hat, kann diese Technologie nutzen und damit im Handumdrehen Musik kreieren. Während Spotify etwa 4 Jahre benötigte um 10 Millionen Nutzer*innen zu erreichen, schaffte es Suno (KI-Tool zur Erstellung von Musik) bereits nach nur 8 Monaten! Dies zeigen das erhebliche Wachstumstempo und Interesse an dieser neuenTechnologie.

In diesem Artikel werden wir verschiedene Facetten dieser Entwicklung beleuchten, einschließlich der Chancen, die sie bietet, und der Risiken, die sie mit sich bringt. 

Was ist generative KI-Musik?

Generative KI-Musik bezieht sich auf die Verwendung von künstlicher Intelligenz zur automatisierten Erstellung von Musik. Diese Technologie basiert auf Algorithmen und Modellen des maschinellen Lernens, die in der Lage sind, musikalische Muster aus Audio- oder MIDI-Files zu erkennen und neue Kompositionen zu erstellen, die in der Regel zu den gelernten Stilen eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Zu den bekanntesten Tools in diesem Bereich gehören OpenAI's MuseNet, Google's Magenta, Suno oder Udio.

Generativer KI-Musik-Erstellungszyklus

Chancen der generativen KI-Musik

Kreative Vielfalt: Einer der größten Vorteile generativer KI ist ihre Fähigkeit, eine breite Palette von Musikstilen zu erzeugen. Dies ermöglicht es Künstler*innen und Produzent*innen, neue musikalische Territorien zu erkunden und zu experimentieren. Ein*e Komponist*in kann beispielsweise mit verschiedenen Genres, Stimmungen und Instrumentierungen spielen, die er/sie vielleicht nicht auf herkömmliche Weise hätte umsetzen können. Dabei kann die KI als ein praktisches, unterstützendes Tool dienen und weniger als Ersatz der Komponist*innen.

Personalisierung: Ein weiteres spannendes Potenzial der generativen KI liegt in der Möglichkeit der personalisierten Musik. KI kann Musik erstellen, die auf die individuellen Vorlieben und den Geschmack der Nutzer*innen zugeschnitten ist. Dies könnte z.B. in Bereichen wie Wellness und Fitness, wo Musik eine wichtige Rolle spielt, besonders nützlich sein.

Therapeutische Anwendung: In der Musiktherapie kann KI eingesetzt werden, um personalisierte Musikstücke zu erstellen, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt sind. Dies kann dazu beitragen, Stress abzubauen, die Stimmung zu verbessern und Heilungsprozesse zu unterstützen.

Die Plattform Endel als Beispiel ist eine der ersten KI-Anbieter, die anhand von bestehenden Tracks neue funktionale Soundscapes erzeugt, die z.B. das Wohlbefinden oder den Schlaf fördern.

Herausforderungen der generativen KI-Musik

Urheberrechtliche Fragen: Eine der komplexesten Herausforderungen im Zusammenhang mit generativer KI-Musik ist die Frage des Urheberrechts. Wem gehört die Musik, die von einer KI erstellt wird? Hat der*die Entwickler*in der KI Rechte daran, der*die Benutzer*in, welche die KI verwendet, oder die KI selbst? Diese Fragen sind rechtlich noch nicht eindeutig geklärt und erfordern eine gründliche Untersuchung und möglicherweise neue gesetzliche Regelungen.

Die GEMA macht sich besonders stark für die Rechte und Interessen der Musikschaffenden, da wir überzeugt sind, dass die Urheber*innen der Werke, mit denen eine KI trainiert wurde, den Anspruch auf Transparenz, Kontrolle und faire Vergütung haben! So wurde zum Beispiel, unter maßgeblichen Einfluss der GEMA, die Transparenzvorschrift für KI-Anbieter für Trainingsdaten im EU-AI Act verankert.

Qualitätskontrolle: Obwohl generative KI in der Lage ist, beeindruckende Musik zu erzeugen, ist die Qualität meistens nicht konsistent. Es bedarf oft einer erheblichen Nachbearbeitung und menschlicher Kreativität, um sicherzustellen, dass die Musik den gewünschten Standards entspricht. Ohne diese menschliche Kontrolle und Einwirkung könnte die Musik uninspiriert oder repetitiv wirken.

Ethische Überlegungen: Die Nutzung von KI zur Erstellung von Musik wirft auch ethische Fragen auf. Wie sollten wir den Einsatz von KI in kreativen Prozessen bewerten? Welche Verantwortung tragen Entwickler und Benutzer*innen von KI für die von ihnen erzeugten Inhalte? Diese Fragen müssen sorgfältig abgewogen werden, um sicherzustellen, dass die Technologie verantwortungsvoll eingesetzt wird.

GEMA und SACEM Studie zur generativer KI

Um die potenziellen Auswirkungen von generativer KI auf die Musikindustrie besser einschätzen zu können, führte die GEMA in Kooperation mit der französischen Schwestergesellschaft SACEM eine Studie durch. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:

1. Rasche Marktentwicklung: Der Markt für generative KI in der Musik wird bis 2028 auf über 3Milliarden USD anwachsen, mit einem jährlichen Wachstum von etwa 60%. Aktuell macht die Musikbranche etwa 8% des gesamten Marktes für generative KI aus, was 2023 ungefähr 300 Millionen USD entspricht​.

2. Existenzrisiken: Trotz des massiven Wachstums wird geschätzt, dass 27% der Einnahmen von Autor*innen mittelfristig gefährdet sind, was bis 2028 zu einem kumulativen Einnahmeverlust von etwa 2,7 Milliarden Euro für Mitglieder der GEMA und SACEM führen könnte. 71% der befragten Kreativen befürchten, dass KI ihre Existenzbedroht​.

3. Nutzung von KI: Bereits 35% der befragten Kreativen nutzen KI in ihrer Arbeit, wobei dieser Anteil bei den unter 35-Jährigen auf 51% ansteigt. Trotzdem sehen 64% der Kreativen die Risiken der KI-Nutzung als größer an als die Chancen.

4. Forderungen nach Transparenz und Regulierung: Eine überwältigende Mehrheit der Kreativen fordert mehr Transparenz von Unternehmen, die KI-Tools entwickeln(95%), und betont die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung der Herausforderungen von KI und Urheberrechten durch die Politik (93%). Es besteht der Wunsch nach klaren Regelungen bezüglich der Verwendung von KI-generierten Inhalten​.

Fazit

Trotz des Potenzials, welches generative KI bietet, überwiegen bei vielen Kreativen derzeit die Ängste und Risiken. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass alle Beteiligten angemessen am Erfolg dieser Technologie teilhaben können​.

Es ist wichtig, dass sich die globale Gemeinschaft der Kreativschaffenden dafür einsetzen, eine nachhaltige und faire Nutzung sicherzustellen und als Urheber*in der Trainingsdaten eine faire Kompensation zu erhalten.

Die GEMA verleiht ihnen dabei eine starke Stimme, denn Musik ist uns was Wert!

 

Über den Autor

Oliver Kruse ist Manager für Strategy, Innovation and New Business bei der GEMA mit langjähriger Erfahrung in der Musikindustrie und mit Fokus auf technologische Innovationen und deren Auswirkungen auf den Musikmarkt.

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Quellen

https://www.gema.de/de/w/gema-sacem-stellen-ki-studie-vor

https://www.waterandmusic.com/suno-funding-historic-shift-music-tech-investment

https://miz.org/de/nachrichten/gema-fordert-transparenzregelungen-beim-europaeischen-ai-act

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